Versorgung der Produktion mit dem Lagerverwaltungsinformationssystem
22. 04. 2024
Unternehmen suchen stets Möglichkeiten der Prozessoptimierung, um am Markt wettbewerbsfähig zu sein. Dabei geht es nicht ohne den digitalen Wandel, der allerdings nicht über Nacht erfolgt. Dessen ist man sich bei Danfoss Trata und Epilog bewusst / nur zu gut bewusst. Beide beschreiten beharrlich und mit langfristig angesetzter Zusammenarbeit Schritt für Schritt den Weg zur Vollautomatisierung des Lagers von Danfoss Trata.
Darüber, wie sich deren Zusammenarbeit bzw. die langfristige Partnerschaft in der Praxis gestaltet, haben wir uns mit Dr. Domen Marinčič, dem Projektleiter bei Epilog, unterhalten.
(Das Interview in slowenischer Sprache wurde im März 2024 in der Zeitschrift Logistika Magazin veröffentlicht.)
Welche waren die ersten Schritte zur Automatisierung des Lagers bei Danfoss Trata? Wie haben Sie sie in Angriff genommen?
Bei Danfoss Trata war in Einklang mit der Strategie und den Zielen der Digitalisierung die Automatisierung des manuellen Lagers, des s.g. Supermarkts für die Produktionsversorgung, geplant. Wir haben für dieses Unternehmen bereits 2019 ein Projekt der Verwaltung eines automatischen Miniload-Hochregallagers für Behälter mit Produktionsmaterial – die Automatisierung ersetzte das vorherige manuelle „Supermarktlager“ – umgesetzt.
Was waren die ersten Ergebnisse?
Dank Einrichtung des automatischen Miniload-Lagers konnten die Arbeitsgeschwindigkeit sowie die Genauigkeit der Prozess- und Bestandsabwicklung erheblich gesteigert werden. Zudem wurde die Lagerkapazität erhöht.
Was folgte danach?
Ein Jahr später, also 2020, unterzeichneten wir eine Vereinbarung über die Erweiterung unserer Informationslösung Atlas WMS für die Verwaltung und Begleitung aller Logistikprozesse. Atlas WMS wird demnach alle internen Logistikprozesse – von der Übernahme des Reproduktionsmaterials, der Lagerung in manuellen und automatisierten Lagern, über die Kommissionierung, Logistikprozesse der Produktion, bis hin zu allen Prozessen in den Endprodukt- und Ausstattungslagern verwalten. Das Projekt ging Ende Juni 2020 live.
Wir haben Atlas WMS mit Danfoss' weltweit einheitlichem ERP One System (SAP Hana) integriert. So wurde es zu einer der wesentlichen Digitalisierungssäulen der Innformationsinfrastruktur Industrie 4.0.
Darüber hinaus haben wir die automatische Materialzustellung zu den Produktionslinien mittels automatischer Mobilroboter (AMR) eingeführt.
Für diese haben wir zudem ein Projekt der Lageroptimierung innerhalb des Miniloads umgesetzt, um schnellere Lieferzeiten zu erreichen. Dies bedeutet, dass außerhalb der Arbeitszeit im Miniload eine automatische Materialneuordnung ausgelöst wird. Das Material, dass am nächsten Tag als erstes für die Produktionslinie ansteht, wird vom automatischen Lager so umverteilt, dass es am nächsten Tag als erstes an den Kommissionierungsstandorten bereitsteht.
Wie haben Sie die Herausforderungen in der Endphase, also beim Go-Live in Angriff genommen?
Die größte Herausforderung bei der Einführung von Atlas WMS war die Aufnahme der laufenden Arbeit ohne Stauungen. Wesentlich bei der erfolgreichen Integration war die enge Zusammenarbeit mit dem Danfoss-Trata-Team und unser detailliertes Verständnis von deren Prozessen. Der Übergang auf das neue System wurde von uns sorgfältig geplant, und vor der Umsetzung haben wir umfangreiche Tests im Testumfeld durchgeführt. Dies ermöglichte uns, effizient auf unvorhergesehene Situationen zu reagieren und einen störungsfreien Übergang ohne größere Stauungen zu gewährleisten. Bereits am dritten Tag nach Inbetriebnahme verlief die Arbeit ohne größere Schwierigkeiten, die die Arbeitsproduktivität hätten beeinträchtigen können.
Die größten Herausforderungen der modernen Produktion findet man insbesondere in der Logistik, denn bei 80 % aller Vorgänge handelt sich um logistische. Wie lässt sich das Material zur rechten Zeit an den rechten Ort liefern?
Die klassische Lösung der Vorabwarenlieferung just in case (Push) haben wir bei Danfoss durch ein modernes Konzept der schlanken Logistik, dem s.g. Pull-System ersetzt. Für ein optimales Bestandsniveau sorgen wir nach der Kanban-Methode. Jede Zelle in der Produktion meldet über Auslöser an Atlas WMS die notwendigen Materialbewegungen vom Reproduktionsmateriallager zur Produktion. Sobald das Material für die Produktion kommissioniert ist, erstellt Atlas WMS einen Transportauftrag zur Produktionslinie.
Dank Einführung des Pull-Systems konnten wir die Pünktlichkeit der Lieferungen (on-time) sowie die Zuverlässigkeit der gesamten Lieferkette innerhalb der Produktion verbessern.
Somit ist WMS in diesem Fall mehr als ein klassisches Lagerverwaltungssystem, da es darüber hinaus die Produktion versorgen kann. Was haben Sie mit Danfoss Trata noch entwickelt bzw. angepasst?
Es stimmt, WMS ist in unserem Fall viel mehr als nur ein Lagerverwaltungssystem, denn es verwaltet die gesamte interne Logistik. Bei Danfoss sorgt es zudem für klassische Lagerprozesse, insbesondere jedoch für die Versorgung der Produktion.
Atlas WMS sorgt dafür, dass das Material genau dort ist, wo es sein muss: an genau festgelegten Produktionslinien zum genau festgelegten Zeitpunkt.
Abgesehen davon verläuft bei Danfoss Trata das automatisierte Wickeln und Etikettieren von Paletten der Endprodukte für Kunden ebenfalls über Atlas WMS. Auf Grundlage eines Atlas WMS-Auftrags wird die Palette zur Fördereinrichtung des Palettenwicklers zugestellt, wo sie gewogen und gemessen wird. Danach fährt sie weiter zum automatischen Palettenwickler, wo zuerst der SSCC-Code gescannt und anschließend die Palette eingewickelt wird. Atlas WMS sorgt zudem für die Gestaltung der ausgedruckten Etiketten, die Übertragung der notwendigen Informationen an SAP sowie die Ausbuchung des Bestands.
Sie erwähnten die Einführung von AMRs. Bedeutet das auch größere Lager-/Produktionsflächen?
Das sind Wünsche, die Realität ist oft anders – begrenzte Produktions- und Lagerflächen sind für Danfoss Trata aus objektiven Gründen eins der größeren Hindernisse, doch wir versuchen, es zu lösen – sprich dank Optimierung im Atlas WMS zu überspringen. Dank innovativer Lösungen, kompetenten Mitarbeitern und Partnern lassen sich intralogistische Prozesse häufig auf bestehendem, oft begrenztem Raum optimieren. Und bei Danfoss Trata ist uns genau das gelungen.
Wie der Lagerautomatisierungsprozess bei Danfoss Trata gesehen wird, beschreibt deren Logistiktechnologe Martin Štular: "Als modernes Lagersystem ist Atlas WMS der Entwicklung der internen Logistik, die mit der Umsetzung des Miniloads begann, einen Schritt voraus. Das System ist der Mittelpunkt aller in der internen Logistik durchzuführenden Prozesse und ist zugleich eine gute Grundlage für deren Weiterentwicklung. Dank der Anbindung an das Produktionssystem MES konnten wir mehr Kontrolle über die Materialflüsse in den Lagern und der Produktion gewinnen. Seitdem sind wir in der internen Logistik nicht mehr von Informationen auf dem Papier abhängig, da die Informationen von den Systemen selbst gegenseitig ausgetauscht werden. Terminlich war das Projekt sehr ehrgeizig angesetzt. Viele Mitglieder einzelner Trata-Abteilungen waren eingebunden."
Danfoss Trata ist Teil des dänischen Konzerns Danfoss. Im Unternehmen werden Produkte für die Regulierung der Wärmeübertragung in Fernwärmesystemen entwickelt und produziert. Alle Aktivitäten, einschließlich der Versorgungskette, werden in Einklang mit deren Vision – Engineering für die Zukunft schaffen – umgesetzt. Den digitalen Wandel starteten sie bereits 2016.
